Pilgerwalzwerk

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Ein Pilgerwalzwerk ist ein Walzgerüst in der Produktionskette zur Herstellung nahtloser Stahlrohre.
Als Vormaterial dienen Rundstahlblöcke mit einem Einzelgewicht von bis zu 7 t. Zunächst werden die im Kokillenguss erzeugten Blöcke in einem Rundofen auf etwa 1300°C erhitzt. Nach der Entzunderung wird der Block in einer Lochpresse vorgelocht. Nach dem Herausdrücken des verbliebenen 'Boden-Deckels' gelangt der Block zum Schrägwalzwerk. Hier rotiert das werdende Rohr zwischen zwei schräg zueinander angestellten Walzen. Durch die Schrägstellung wird das Rohr langsam in den Walzspalt gezogen, wobei ein Dorn in das Loch hineindrückt und den Durchmesser des Rohres vergrössert. Nach erneuter Entzunderung gelangt das Rohr zum Pilgerwalzgerüst. Der Name des Verfahrens leitet sich von der Echternacher Springprozession ab, bei der der Pilgerzug sich abwechseln vor- und rückwärts bewegt. Auch hier befindet sich im Innern des Rohres ein Dorn. Das Rohr wird mit dem Dorn zwischen ein exzentrisches Walzenpaar geschoben. Die Walzen rotieren entgegengesetzt zu dieser Bewegung, ergreifen das Rohr und schnüren eine Materialwelle ab, wobei die Rohrwand dünner wird und das Rohr mit dem Dorn wieder zurückgeschoben wird. Dieser Vorgang wiederholt sich etwa 100-300 mal, bis das Rohr 'fertiggepilgert' ist. Der durch ein typisches Pilgerwalzwerk abgedeckte Abmessungsbereich umfasst Außendurchmesser bis 711 mm (28") und Wanddicken bis 150 mm. Die im Produktionsfluss installierte Wärmebehandlungsanlage ermöglicht im Allgemeinen die Herstellung direkt normalgeglühter Stahlrohre. Die wichtigsten Produktlinien sind Futter- und Leitungsrohre (Casing & Line Pipe) für die Öl- und Gasindustrie, Kesselrohre, Rohre für die mechanische Bearbeitung und Stahlbaurohre.
Sein Arbeitsbereich umfasst Rohre von ca. 50-660 mm Außendurchmesser und Wanddicken ab 2,6 mm. Eine Weiterentwicklung stellt das Kalt-P. dar.

s. Rohrherstellung

Zur Verfügung gestellt von der BDS AG - Bundesverband Deutscher Stahlhandel.