Riss

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Übersicht Stahllexikon

Ein Riss ist eine örtlich begrenzte Werkstofftrennung, die entweder im Werkstoff schon vorhanden war oder sich aufgrund von innereren und/oder äußeren Spannungen gebildet hat. Die Bruchmechanik unterteilt den Verlauf vom Anriss zum Bruch eines Bauteils in die Stadien Rissbildung, Rissausbreitung und Rissauslösung. Die Rissbildung ist danach der Beginn des Risswachstums, der von einem natürlichen oder eingebrachten Fehler im Werkstoff oder an der Werkstückoberfläche ausgeht. Natürliche Fehler sind z.B. Lunker, nichtmetallische Einschlüsse, Seigerungszeilen usw. Eingebrachte Fehler entstehen bei der Verarbeitung: Umformfehler wie Dopplungen, Querrisse, Kerben, Wärmebehandlungsrisse, Schweißfehler, Zerspanungsrissse etc. Mechanisch gesehen sind alle Fehler als Kerben und damit als potentielle Risse zu werten. Sind die Spannungen im Werkstoff groß genug, kann eine Kerbe zum Anriss werden, der sich stabil oder instabil ausbreiten kann. Die stabile Rissausbreitung braucht viel Energie für den Rissfortschritt; sie kann lange Zeit eine relativ konstante Rissfortschrittsgeschwindigkeit bewirken. Ist der Riss groß genug geworden, kann er in den Modus der instabilen Rissausbreitung wechseln, was eine starke Beschleunigung des Risswachstums zur Folge hat und mit dem Bruch des Bauteils endet. Unter dem Begriff Rissauslösung versteht man in der Bruchmechanik genau diesen Wechsel von der stabilen (technisch beherrschbaren) zur instabilen Rissausbreitung.

s. Bruchmechanik
s. Rissauslösung
s. Rissentstehung