Restaustenit

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Übersicht Stahllexikon

Stähle mit einem C-Gehalt über 0,6% erhalten beim Härten durch Abschrecken bis auf Raumtemperatur kein vollständiges Martensitgefüge. Die martensitische Umwandlung erfolgt erst bei tieferen Temperaturen zur Gänze. Der bei Raumtemperatur noch nicht umgewandelte Anteil an Austenit wird als Restaustenit bezeichnet und ist i.d.R. unerwünscht, da er weicher ist als Martensit und weil er später durch Druck und/oder Reibung in Martensit umwandeln kann. Diese Umwandlung ist jedoch mit einer Volumenzunahme verbunden, was bei einem eingebauten Bauteil zu Spannungen, Maßänderungen oder gar Rissen führen kann. Restaustenit kann durch Tiefkühlen nach dem Abschrecken bis auf Raumtemperatur erreicht werden oder durch zweimaliges Anlassen bei Temperaturen oberhalb von 500°C. Beide Maßnahmen müssen unmittelbar nach dem Abschrecken erfolgen, da sich sonst der Restaustenit stabilisiert und eine Umwandlung erschwert. Metallographisch oder röntgenographisch lassen sich Restaustenitgehalte ab 5 Vol.% sicher nachweisen.

s. Anlassen
s. Austenit
s. Härten
s. Martensit
s. Tiefkühlen