Wasserstoffversprödung

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Übersicht Stahllexikon

Wasserstoff kann als Einzelatom mit seinem sehr geringen Atomdurchmesser ungehindert durch ein Eisengitter diffundieren. Besonders gut löst sich Wasserstoff in der Stahlschmelze, aus der er durch die Sekundärmetallurgie weitgehend entfernt werden sollte. Anderenfalls kann er sich bei der Erstarrung in Poren oder Schlackeeinschlüssen sammeln und bei der nachfolgenden Warmumformung können Flockenrisse entstehen. Auch im festen Zustand kann Stahl atomaren Wasserstoff aufnehmen, etwa beim Beizen oder beim Schweißen. Ist das der Fall, sammeln sich die Wasserstoffatome an Gitterfehlern. Rekombiniert der Wasserstoff dort zu Molekülen, bauen diese einen so großen Druck auf, dass es zu einer Rissbildung (wasserstoffinduzierte Rissbildung) führen kann. Für den Mechanismus der Rissbildung gibt es verschiedene Theorien (Oriani et. al.), die nicht von einer Rekombination des Wasserstoffs ausgehen, die aber den Versagenshergang auch nicht vollständig beschreiben können.
Abhilfe gegen Wasserstoffversprödung verspricht eine gute Entgasung des Stahls (H < 2 ppm), besonderes Augenmerk beim Beizen und Schweißen und ggfs. ein Glühen bei 200 bis 300°C, bei der der Wasserstoff aus dem Eisengitter diffundiert.

s. Beizen
s. Entgasung
s. Flockenrisse
s. Glühen
s. Sekundärmetallurgie